Semiha M.

Geburtstag:
Geburtsort:
Aufenthaltsdauer:
Wanderungsart:
Reisezeit:
Zurückgelegte Strecke von Izmit nach Kassel:

13.03.1942
Türkei/Izmit
seit 56 Jahren in DE
Gastarbeiter*in
ca. 40h mit dem Zug
2.811,4 km

"Ich schätze das Leben in Deutschland sehr und bin dankbar für die wunderbaren Menschen, die mir begegnet sind."

Semiha Mütfüoğlu

Meine Wanderung

Meine Wanderung war eine Reise voller Erlebnisse, die ich mit euch teilen möchte. Hier könnt ihr anhand einer Landkarte meine Route nachvollziehen und auf der Zeitleiste die bedeutendsten Momente meines Lebens sehen. Eine Emotionskurve gibt euch einen Eindruck davon, welche Gefühle mich auf diesem Weg begleitet haben. Jeder Schritt erzählt eine eigene Geschichte – und ihr könnt sie hier miterleben.

1. Der Neuanfang in Deutschland

Ich wurde in Izmit geboren und aufgewachsen. Mein Entschluss, nach Deutschland zu kommen, beruhte nicht nur auf der Möglichkeit, gutes Geld zu verdienen, sondern auch auf dem Wunsch, meinem Ehemann zu entkommen. In meiner Ehe war ich nicht glücklich, und so wagte ich den Schritt, ohne ihm Bescheid zu sagen, und stellte einen Antrag als Gastarbeiterin. Zunächst musste ich meine Kinder in der Türkei lassen, um Geld zu verdienen und eine stabile Lebensbasis aufzubauen.
Ich erhielt schließlich einen Bescheid, wurde auf gesundheitliche Aspekte und anderes überprüft und kam 1969 mit dem Zug nach Kassel. Die Einreise war relativ unkompliziert. Mein Bruder war bereits hier und arbeitete, also zog ich in seine Nähe. Zunächst arbeitete ich in einer Schuhfabrik und hatte eine Aufenthaltsgenehmigung für 15 Tage, die später verlängert wurde.

Türkische Menschen in Deutschland

2. Ein neues Zuhasue und die Sprachbarriere

Nach etwa zwei Monaten kam meine Schwester aus Düsseldorf und nahm mich mit dorthin. Ich arbeitete dort ein halbes Jahr, bis mich die Familie und der Bekanntenkreis meines Mannes fanden und mich nach Marktoberdorf brachten. Im ersten Jahr hatte ich große Schwierigkeiten mit der Sprache. Ich wusste nicht, wie ich mich ausdrücken sollte und kannte niemanden. Diese Isolation machte mich oft traurig. Doch mit der Zeit lernte ich viel.Ich habe nie einen Deutschkurs besucht, aber viel gelesen, mir Dinge angeschaut und vor allem durch meine Kinder, die später nachkamen, viel gelernt. Sie waren mir eine große Unterstützung.

Kinder in fremdsprachigen Haushalten: Ihre Muttersprache

3. Mein Weg in einer neuen Kultur

Im ersten Jahr merkte ich schnell, dass Deutschland anders war als die Türkei. Die Menschen waren oft ausländerfeindlich, und wir wurden mehrfach als „Scheiß-Türken“ beleidigt. Doch diese Beleidigungen trafen mich nicht. Ich ignorierte sie einfach.Gleichzeitig bemerkten die Arbeiter, dass ich immer schick und elegant gekleidet war. Eines Tages besuchten sie mich, um zu sehen, wie eine „Türkin“ lebt und ob ich gelernt hatte, mich hier zu kleiden. Als sie bei mir waren, waren sie positiv überrascht. Ich erklärte, dass ich nicht aus Armut hierhergekommen bin, sondern wegen meines Mannes.
Nach einem Jahr brachte ich meinen Mann und meine Kinder nach. Wir hatten zwar Streit, aber er fand nie Arbeit, und ich musste den gesamten Haushalt alleine führen. Das war eine große Herausforderung für mich.

Prozentuale Verteilung der Hassdelikte gegen türkische Bürger im Ausland im Jahr 2020 nach Ländern

4. Blick zurück und Hoffnung für die Zukunft

Ich habe es geschafft, meine Kinder großzuziehen, sie zu verheiraten und zehn Enkelkinder zu bekommen. Nach 55 Jahren Arbeit bin ich nun im Ruhestand. Ich habe in versicherten Arbeitsplätzen gearbeitet und diesem Land genauso viel beigetragen wie jeder andere – und das hat nichts mit meinem Aussehen, meiner Religion oder meiner Herkunft zu tun.Ich bin dankbar für die vielen Ereignisse in meinem Leben und stolz darauf, stark geblieben zu sein. Ich freue mich auf die verbleibenden Jahre und hoffe, dass die Jugend und die deutsche Gesellschaft Migrant*innen wie mich mehr akzeptieren und nicht so abgeneigt sind. Es gibt nicht nur eine Ethnie in einem Land, und wir sollten lernen, gemeinsam zu wachsen und uns gegenseitig zu schätzen.

Renten-Runden in Deutschland

Hübsch und jung
Ein sehr altes Bild von mir aus den 80er Jahren.
Meine Enkelkinder
Dieses Bild wurde ganz spontan aufgenommen. Ich sprang einfach ins Bild und wir haben herzhaft gelacht.
Eine junge Mutter
Mein Sohn und ich fangen die schönen, lustigen Momente ein.
Poğaça
Pogaça ist eines der bekanntesten Gerichte der Türken. Warm aus dem Ofen, frisch gebacken und mit viel Liebe zubereitet, besonders wenn Gäste kommen. Es ist mir wichtig, dass sie etwas zu essen bekommen.
Meine Collage
Die Bilder in meiner Wohnung ist voll von Erinnerungen, die für mich viel bedeuten – von meiner Kindheit bis ins Erwachsenenalter. Jeden Tag sehe ich die schönsten Momente meines Lebens.
Der türkische Tee
Der türkische Tee darf nie fehlen. Er erinnert mich an die Türkei, an das Gefühl von Heimat und an die Gespräche, die man dabei führt.
Türkischer Fernsehsender
Als Rentnerin genieße ich es, zu Hause zu sitzen, die Nachrichten zu schauen und türkische Serien zu sehen. Es verbindet mich wieder mit meiner Heimat.
Mammad Huseinli
Alpertunha Huseinli

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