Alpertunha Huseinli
Hier möchte ich euch meine Wanderung zeigen – eine Reise voller Veränderungen, Herausforderungen und besonderer Momente. Mit Infografiken wie einer Landkarte und einer Zeitleiste wird mein Weg greifbar. Ihr könnt die Stationen meiner Reise nachvollziehen und durch die Emotionskurve einen Eindruck davon gewinnen, wie sich meine Gefühle während dieser Zeit entwickelt haben.
Ich erinnere mich an die unbeschwerten Tage in der Ukraine – voller Lebensfreude, Freundschaft und Neugier. Meine Freunde und ich verbrachten unsere Zeit mit Spielen und Lernen, das Leben schien so leicht und sorglos. Doch dann kam der Tag, an dem der Krieg ausbrach. Zunächst verstand ich nicht, was das bedeutete, doch eine bedrückende Unruhe ergriff mich.
Die Welt, die ich kannte, zerbrach plötzlich. Ich war wie gelähmt, Tränen strömten unaufhaltsam über mein Gesicht, und eine erdrückende Angst machte sich in meinem Herzen breit. Als wir nach Hause kamen, verriegelten wir die Fenster und setzten uns zusammen. Ich konnte kaum aufhören zu weinen. Meine Mutter sah die Verzweiflung in unseren Augen – meinem Bruder und mir ging es schlecht, das spürte sie sofort.
Ukraine-Krieg: Tote und Verletzte in der ukrainischen Zivilbevölkerung laut Zählungen der UN
© Statista 2025
Meine Eltern fassten eine schwere Entscheidung, um unser Leid zu beenden. Mit zitternder Stimme forderten sie uns auf, nur das Nötigste für die Reise einzupacken. Es fühlte sich an, als müsste ich mein ganzes Leben in eine kleine Tasche zwängen.
Von unserer Heimatstadt Horodzhiv machten wir uns nach Kyjiw auf. Die Straßen schienen endlos, und die Angst begleitete uns wie ein Schatten. In Kyjiw hofften wir, einen Zug nach Uschgorod zu erwischen. Der erste war überfüllt, voller Menschen auf der Flucht vor der Gefahr.
Beim zweiten Zug war es ein Wettlauf gegen die Zeit. Mit letzter Kraft schafften wir es an Bord, erfüllt von Angst und Hoffnung zugleich.
Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine nach Deutschland 2022
© UNCHCR/Statista 2022
In Uschgorod verbrachten wir zwei Tage in Zelten und mussten unsere wenigen Habseligkeiten bei den Soldaten lassen. Doch trotz allem lernte ich viele Kinder in meinem Alter kennen, mit denen wir oft spielten.
Eines Tages gingen mein Bruder und ich in den Park, um kurz Tischtennis zu spielen – aus zehn Minuten wurden drei Stunden voller Lachen. Seitdem bin ich ein großer Fan von Tischtennis und träume davon, eines Tages an einem Wettbewerb teilzunehmen.
Anteil der Kinder an der Bevölkerung in Deutschland
© Statistisches Bundesamt (Destatis), 2023
Nach zwei Tagen in Uschgorod reisten wir weiter – zuerst in die Slowakei und schließlich nach Steinhagen, ein kleines Städtchen in Deutschland. Ich war damals elf Jahre alt. Anfangs fiel mir die deutsche Sprache schwer, doch innerhalb eines Jahres lernte ich sie und fand neue Freunde.
Trotz der neuen Chancen hier bleibt der Wunsch, eines Tages in meine Heimat zurückzukehren, wenn der Krieg endet. Doch ich weiß nicht, was mich dort erwarten wird.
Für die Zukunft habe ich große Ziele: Ich möchte an einem Tischtennis-Wettbewerb teilnehmen, mit meinem Bruder ein Volleyball-Turnier spielen, meine schulische Laufbahn beenden und Ökonomie studieren. Mein größter Wunsch ist eine friedliche und hoffnungsvolle Zukunft – für mich und für alle, die auf ein neues Leben hoffen.
Kinder in Kriegsgebieten
© UNICEF, CDC, Save The Children