Mammad H.

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Geburtsort:
Aufenthaltsdauer:
Wanderungsart:
Reisezeit:
Zurückgelegte Strecke von Ukraine nach Steinhagen:

17.10.1966
Ukraine/Horodzhiv
seit 2 Jahren in DE
Krieg
4h 40 min mit dem Zug von der Slowakei aus
1.331,90 km

"Mein Herz war bereits krank, doch ich hatte Glück im Unglück – hätte ich nicht mit meiner Familie fliehen können, hätte mich der Krieg wohl nicht verschont."

Mammad Huseinli

Meine Wanderung

Hier nehme ich euch mit auf meine Reise – geprägt von Veränderungen, Herausforderungen und besonderen Momenten. Mit Infografiken wie einer Landkarte und einer Zeitleiste wird mein Weg anschaulich dargestellt. Ihr könnt meine Stationen nachverfolgen und durch die Emotionskurve nachempfinden, wie sich meine Gefühle im Verlauf dieser Zeit entwickelt haben.

1. Glück im Unglück

Eines Tages brach der Krieg unerwartet aus. Unser Laden in Horodzhiv wurde zerstört. Meine Frau und ich entschieden uns, einen neuen zu eröffnen. Doch auch dieser hielt nicht lange stand. Als wir nach Hause kamen, sahen wir vom Fenster aus die Bomben fliegen. Unsere beiden Söhne schlossen die Jalousien, hielten sich Augen und Ohren zu und weinten. In diesem Moment wussten wir, dass wir fliehen mussten – unseren Kindern zuliebe. Eigentlich hätte ich in den Krieg ziehen müssen, denn die Pflicht galt bis 61 Jahre. Doch ich hatte Glück im Unglück: Mein Herzleiden erlaubte mir, mit meiner Familie zu fliehen. Trotzdem war es eine der schwierigsten Entscheidungen unseres Lebens.

Anteil der Bevölkerung ab 65 Jahren in der Ukraine

2. Die Flucht

Mit nichts als einer Tasche voller Hoffnung machten wir uns auf den Weg von Horodzhiv nach Kiew. Dort versuchten wir, einen Zug nach Uschgorod zu erwischen. Es war nicht einfach – die Menschenmengen waren erdrückend, doch wir hatten Glück und fanden einen Platz. Um uns herum weinende Frauen, verletzte Kinder, Verzweiflung in jeder Ecke. Mein Herz schmerzte. Es war das Schlimmste, was ich je erlebt hatte: Angst, Geschrei, Hoffnungslosigkeit, alles vermischt in einem endlosen Albtraum.

Anzahl der wöchentlichen Luft-, Raketen- und Artillerieangriffe der Ukraine und Russlands im Ukraine-Krieg bis zum 13.Dezember 2024

3. Das nächste Ziel

Zwei Tage verbrachten wir in Uschgorod, schliefen in einem Zelt nahe der Soldaten. Dort halfen sich alle Geflüchteten gegenseitig. Meine Frau und ich sorgten uns um die Zukunft unserer Kinder. Wie würden sie leben? Was würde aus ihnen werden? Fragen, die keine Antworten fanden. Wir umarmten uns fest und hofften auf eine bessere Zukunft. Dann war es Zeit weiterzuziehen – unser Ziel war die Slowakei.

Ausgeübte Berufe der Geflüchteten aus der Ukraine in Deutschland im Vergleich zur Bevölkerung in der Ukraine

4. Unter vier Wänden

In der Slowakei blieben wir nicht lange. Deutschland nahm uns auf. Mit dem Zug reisten wir von einem Ort zum anderen, bis wir schließlich in Steinhagen ankamen. Zum ersten Mal seit Monaten konnten wir schlafen. Doch meine Frau und ich blieben wach und weinten vor Dankbarkeit. Unsere Kinder waren in Sicherheit, und das war alles, was zählte. Doch das Leben in Deutschland brachte neue Herausforderungen. Meine Frau, eine Lehrerin, fand keine Arbeit. Sie bot sogar an, zu backen oder zu putzen, doch man wies sie überall ab, als wären wir Menschen zweiter Klasse. Diese Ablehnung machte uns depressiv. Aber wir hielten durch – für unsere Kinder. Sie sollten eine gute Ausbildung erhalten, ihre Deutschkenntnisse verbessern und eine erfolgreiche Zukunft aufbauen. Denn das Leben ist mehr als das, was wir bisher kannten. Wir hatten die wahre Seite des Lebens gesehen und hofften inständig, dass wir diesen Anblick nie wieder erleben müssen.

Begrenzung der Zuwanderung nach Deutschland

Cilem Kayni
Semiha Mütfüoğlu

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